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Dragahn vor unserer Zeit

 

  Historiker finden in den Lehensbestätigungen von 1503 Dragahn als Dorf mit sechs Hufen, also sechs Höfe mit etwa gleich viel Land. Danach gilt das Dorf als "wüst gefallen", verlassen. Im 18. Jahrhundert gibt es ein herrschaftliches Vorwerk Dragahn zum Gut Jasebeck gehörig. Umgeben von Heideland wird dort Schäferei betrieben.
 


1776

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1839

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Über die Schäferei gibt es einen ausführlichen Text in:
Vorwerke und Schäfereien in den ehemaligen Ämtern Dannenberg und Hitzacker. Heinrich Borstelmann, Lüneburg 1935.

  Das Vorwerk Dragahn
Das an das Gut Jasebeck gehörige herrschaftliche Vorwerk Dragahn bildete mit der damit verbundenen Schäferei ein von Osten nach Westen sich erschreckendes Rechteck, welches zwischen der Wüstenei Zetau und den bebauten Feldmarken Wedderien, Schmardau, Parpar, Lenzen und Nausen lag. Der gesamte Grund Besitz umfasst 112 Morgen Ackerland, fünf Morgen Wald und 365 Morgen Heideland. Das ganze hatte eine äußerst hügelige Lage. Das Ackerland lag sehr zerstückelt in kleinem unregelmäßigen Fluren in den Tälern. Dem sehr sandigen, mit wenig Lehm vermischen Boden konnte nur ein mäßiger Ertrag an Roggen, Hafer und Buchweizen abgewonnen werden, obwohl er jedes zweite Jahr stark gedüngt und das dritte Jahr brach lag. Das Heideland wurde als Schafweide benutzt. Die zum Vorwerk gehörige Wiese, der Röcks genannt, lag etwa 3 Stunden entfernt unweit der Elbe und enthielt etwa dreizehneinhalb Morgen schweren Kleiboden. Sie führte in nassen Jahren einen reichen Ertrag, nämlich 14 bis 16 Fuder Heu, in trockenen Jahren aber oft nur fünf bis sechs Fuder.
Zum Vorwerk gehörten folgende Dienste: die vier Halbhöfner in Mützingen mussten vier Wochen im Jahr mit zwei Personen mit der Hand dienen und wurden nicht gespeist. Wenn sie nicht dienten, so gaben sie an Dienstgeld von jedem Hof ein Reichstaler. Die drei Vollhufner in Maddau mussten vier Wochen im Jahr mit der Hand dienen. In der Roggenernte wurden sie gespeist. Später bekamen sie ihre Pröven (tägliche Portion an Lebensmitteln). Wenn sie nicht dienten, so entrichteten sie jährlich von jedem Hof an Dienstgeld ein Reichstaler und Drei Groschen. Die Eingesessenen zu Schmardau mussten an sechs Tagen in der Woche eine Person stellen, die bei eigener Kost mit der Hand diente. In ähnlicher Weise waren die Leute zu Mehlfien, zu Wibbese und zu Gamehlen mit der Hand zu dienen schuldig.
Aus den Akten über das Vorwerk Dragahn lassen sich folgende Pächter des selben nachweisen:
Hans Christoph Döring (um 1744 bis 1771). Die anfängliche Jahrespacht von insgesamt 115 Reichstaler wurde 1747 auf 134 Reichstaler erhöht und von 1767 an auf 109 Reichstaler ermäßigt.
Johann Jakob Albrecht aus Nebenstedt (1794 bis 1806). Seine jährliche Pacht betrug 206 Taler nebst drei beziehungsweise acht Talern für die Schaftriften in der Lenzener und der Karwitzer Feldmark.
Georg Wilhelm Buchholz. Wenige Wochen nach seinem Antritt ging während seiner Abwesenheit der alte Schafstall in Flammen auf. Seine Ehefrau Anna Elisabeth geb. Albrecht war gerade im Hause beschäftigt, als etwa gegen 12:00 Uhr ihr sechsjährige Sohn ins Haus gelaufen kam und sagte, dass der Schafstall brenne. Sie lief hinaus und sah, dass schon an mehreren Stellen die Flammen aus dem Strohdach schlugen. Darauf rief sie ihre Leute zusammen und sandte einen Mann nach den benachbarten Dörfern Lenzen, Nausen und Thunpadel, um Hilfe zu holen. Weder die Ehefrau selbst noch deren ältester Sohn Georg Christoph, der 16 Jahre alt und mit den Pferden zur Tränke gewesen war, wussten über die Entstehungsursache des Feuers etwas zu sagen, die unaufgeklärt blieb.
Willen Friedrich Buchholz um 1819.
Georg Heinrich Siehl, der bisherige Verwalter des von Bülowschen Gutes zu Jasebeck 1820 bis 1821.
Der Ökonom A. Wienecke 1821 bis 1823.
Georg Heinrich Siehl, der vorige Pächter, 1823 bis April 1837, gestorben. Zu seiner Zeit waren nach den gutachterlichen Bericht des Landes-Ökonomie-Kommissars Westphal vom 9. Januar 1824 die Vorwerksgebäude von folgender Beschaffenheit:
Das Wohnhaus, mit welchem das Viehhaus verbunden war, war derart baufällig, dass nur durch eine teuere Ausbesserung dem baldigen gänzlichen Einsturz vorgebeugt werden konnte. Die Schwellen waren verfault, die Wände eingesunken, die Fenster ohne oder mit zerbrochenen Scheiben und mit verfaulten Rahmen waren kaum noch im Stande, auch nur gelinden Windstößen zu widerstehen. Das Dach war gänzlich durchlöchert und vermodert, so dass das Wasser überall eindringen konnte. Die gleichfalls sehr baufällige Scheune musste mit einem neuen Dach und mit neuen Schwellen versehen und sämtliche Wände mussten ausgebessert werden. Der alte Schafkoben war fast ohne Dach und hatte durch den Wind bereits eine schiefe Richtung erhalten, so dass er jeden Augenblick umzustürzen drohte. Der neue Schafkoben, 1806 erbaut, war noch das einzige Gebäude auf dem Vorwerk, dass sich in einem guten Zustand befand.
Sehr unangenehm machte sich der Mangel an Wasser bemerkbar, in dem außer einem in ziemlicher Entfernung vom Hof sich befindlichen Brunnen, der in trockenen Sommern seinen Dienst versagte, überhaupt kein Wasser in der Nähe war. Bei äußerst schlechten Beschaffenheit des Vorwerks stand selbst das höchste Pachtgeld, welches dem Ertrage angemessen war, mit den auf die Gebäude zu verwendenden Kosten in keinem Verhältnis.
Das erwähnte Gutachten wies auf 3 Wege zur künftigen Benutzung des Vorwerks hin.
Erstens die Vereinigung desselben mit einem der nahe gelegenen Vorwerke des Amtes Hitzacker, Parpar oder Wrechau.
Zweitens die gänzliche Niederlegungen und Aufforstung desselben.
Drittens die Verleihung desselben auf Erbzins.
Georg Heinrich Siehl blieb Pächter bis zu seinem im April 1837 erfolgten Ableben. Während seiner Pachtzeit hatte er 80 Morgen Heideland urbar gemacht und eine neue Wohnung und ein Stallgebäude errichtet und dabei sein ganzes, nicht unbedeutende Vermögens zugesetzt.
Am 22. Oktober 1839 wurde das Vorwerk öffentlich meistbietend verpachtet. Das Höchstgebot gab der bisherige Schafmeister auf dem adeligen Gut Meudelfitz, Johann Heinrich Siehl. Sein Vermögen gab er, wie folgt an:
220 Schafe, zwei Kühe, sechs Schweine, 500 Reichstaler bares Geld rund 300 Reichstaler an ausstehenden Forderungen. Sein Hausrat hatte einen Wert von 200 Reichstaler und seine Immen und seinen Honig schätzte er auf 150 Reichstaler. Ihm wurde das Zeugnis eines fleißigen, sparsamen und guten Menschen und eines tüchtigen Landwirts und Bienenzüchters ausgestellt. Am 1. Mai des folgenden Jahres trat er die Pachtung an. Die Gebäude und das übrige Inventar übernahm er mit folgenden Beträgen
Wohn und Viehhaus 456 Rtr
Scheune 344
Schafstall 267
Backofen 9
Brunnen 10
Gartenbefriedigungen 46

Siehl blieb Pächter bis zur gänzlichen Niederlegung des Vorwerks. Der Heideboden wurde mit Nadelholz gesamt, die Wiesen wurden verpachtet und die Gebäude auf Abbruch verkauft. Der Grund und Boden des Vorwerks wurde mit den eingekauften wüsten Höfen Zetau, Granthien und Schmörken zu einem geschlossenen Waldkörper von 2586 Morgen, der Forst Dragahn, vereinigt.
 
 


Ausgedehnte Heideflächen bestanden auf den Hügeln des Drawehns
noch zur Zeit des Fotografen Wilhelm Dreesen, der um 1900 diese
"Köhlerhütte in der Göhrde" aufnehmen konnte.

Dragahn 1938 bis 1945

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