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2010
Das Haus passt auf eine Briefmarke
Dünsche Nr. 2 zu 55 Cent

Ausgabetag: 07. Oktober 2010   
Serie "Fachwerkbauten in Deutschland"
Niederdeutscher Fachwerkbau von 1734 in Trebel-Dünsche 


 

 

Dünsche liegt am Rand des Naturschutzgebietes Lucie und lässt als Siedlungsform noch einen ehemaligen Rundling erkennen. Die meisten Gebäude wurden nach dem Brand von 1876 errichtet. Ein Dreiständerhaus von 1734 ist vom Feuer verschont worden und bis heute in großen Teilen in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Der schmuckvolle Fachwerkgiebel wurde von der Eigentümerin im Sinne des Denkmalschutzes unverändert neu angestrichen, so dass er die Pracht der wendländischen Bauernhäuser des 18. Jahrhunderts repräsentativ darstellt. Deshalb wurde er für die Briefmarkenserie "Fachwerkbauten in Deutschland" von der Interessengemeinschaft Bauernhaus (IGB) vorgeschlagen und dann für eine 55-Cent-Marke ausgewählt.

 


Das Niederdeutsche Hallenhaus in Dünsche repräsentiert die für das Wendland im 18. Jahrhundert typische Ausführung als Dreiständerhaus.

 
Das Dreiständerhaus gibt sich an seiner nicht symmetrischen Aufteilung des Giebels zu erkennen, z. B. an der ungleichen Höhe der Traufseiten, der seitlichen Außenwände.  Die Bezeichnung nach der Anzahl der Ständer bezieht sich auf die Ständerreihen, die das Dachgeschoss im Inneren des Hauses tragen. Von außen lässt sich ihre Position nur vermuten. Allerdings beinhaltet die höhere Seitenwand eine der Ständerreihen. Die beiden anderen werden bei diesem Haus durch die Fußstreben angedeutet, die bei zwei Ständern jeweils links und rechts angebracht sind.
Im Übrigen hat das Netz von Rauten- und Dreiecksmustern der zahlreichen Fuß- und Kopfstreben im engen Fachwerk keine tragende oder stützende Funktion. Das viele Holz ist Schmuck und Zier und vertuscht gleichsam den eigentlichen konstruktiven Aufbau des Hauses. Das gilt besonders auch für die Vorkragungen, die profilierten Knaggen im oberen Teil des Giebels, die eine Zwischendecke vermuten lassen, die aber nicht existiert.
Weitere Beispiele dieser prunkvollen Bauweise, die in den Rundlingen des Wendlands aus dem 18. Jahrhundert erhalten sind, zeigen die Wertschätzung der Bauern für das Bild ihres Dorfes. Rund um den Dorfplatz reihen sich reich verzierte Wirtschaftsgiebel.
 


Bei der Jahrestagung der IGB im März 2009 führte eine Exkursion durch die Rundlinge des Wendlands auch nach Dünsche.  Dieses Haus wird als eines der schmuckreichsten Bauernhäuser in Niedersachsen eingeschätzt.

 
Der lange Schriftzug über dem Tor dient als Zierde.


"LAS DICH HERR IESV CHRIST DURCH MEIN GEBET BEWEGEN KOMM IN MEIN HAUS UND HERTZ BRING MIR DEINEN SEEGEN ALL ARBEIT MUH UND KUNST OHN DICH NICHST RICHTET AUS WO DU MIT GNADEN KOMST"   So wie hier enden die Sprüche auf den Balken oft mitten im Satz oder sogar mit einem "u.s.w." Die inhaltliche Botschaft ist bekannt (oder unwichtig).
 
"Oh Herr gib Fried und Ruh und ein seeliges Ende dazu
Julis Hinrich Albrech - - Anna Elisabeth Janischen
Den 7. Mai Anno 1734"
  Auf den Häusern dieses Alters wird der Geburtsname der Frau genannt. Erst auf späteren Inschriften erscheint nur noch der Ehename.
 
 

Acht Fotos von innen und außen aufgenommen im Oktober 2009
 

Das große Dielentor im Giebel führt, wie bei allen Hallenhäusern, auf die befahrbare Mittellängsdiele (die Groot Dääl), zu deren beiden Seiten die Ställe liegen und an deren Ende der Wohnteil anschließt. Das Flett, der quer durchs Haus reichende ehemalige Herdraum, ist noch erkennbar. Das dahinter am Rückgiebel liegende Kammerfach mit den Wohnräumen wurde 1881-1883 erneuert, ohne dass die ursprüngliche Form grundsätzlich geändert wurde.

Im Flett dieses Hauses hat, anders als bisher meistens angenommen, nur gelegentlich ein Feuer gebrannt; das Herdfeuer befand sich (wie vermutlich auch in den meisten anderen wendländischen Häusern aus dem 18.Jh.) in dem dahinterliegenden zwei Geschosse hohen Raum, der gleichzeitig Küche und Stube war - so wie in modernen Wohnkonzepten die Wohnküche. Der Rauch wurde nicht durch einen Schornstein abgeführt, sondern sammelte sich unter der Decke und wurde je nach Windrichtung durch eine Klappe im Giebel nach außen oder durch Öffnungen in der Innenwand auf den Dachboden der Diele geleitet.

 

Hausforscher Gerhard Eitzen hat um 1955 die Rückseite mit dem Wohnteil aufgenommen.
Hier lässt sich am hinteren Giebel nachvollziehen, dass der Wohnteil ursprünglich höher war als die Diele. Die niedrige Zwischendecke und der Schornstein wurden später (vermutlich 1881) eingebaut. Dafür gibt es auch zahlreiche Hinweise im Inneren des Hauses.
 


Luftbild von 1953.                         (Foto erhalten von Renate Krüger)

 

 

Dünsche Nr. 2 auf einer Ansichtskarte (Stempel von 1918)

und um 1960, als noch Vieh im Stall steht und ein entsprechender Misthaufen vor dem Haus liegt, fotografiert


von Paul-Friedrich Miest

 

             (3 Fotos aus www.wendlandarchiv.de)

 

Duenscher Nr. 2. Foto von Renate Krüger.

In diesem Haus mit seiner bald 300jährigen Geschichte sind viele Kinder aufgewachsen und viele Omas und Opas gestorben.
Dazu gehören auch Emma und Willi Hahlbohm, die in den 20er Jahren ein Waisenkind aus Berlin adoptierten: Heinz Schallau. Er heiratete später Emmi Polzin und erbte den Hof.
 

Renate Krüger, die Tochter von Heinz und Emmi Hahlbohm-Schallau, wohnt in Wustrow und erinnert sich an ihre Kindheit in diesem Haus: "Wenn die Nachbarn zum Karten spielen rüberkamen, gab es für uns Kinder Malzbier mit einem Eigelb drin. Das Eiweiß wurde geschlagen und gebraten. Mit einer Soße serviert hieß es "Berliner Luft. Ich schlief mit meiner Schwester in einem Zimmer auf Strohsäcken."

Renate Krüger hat einige Fotos von Kindern in Dünsche um 1950 gefunden.

 

 

 

 
 
 
Wenn Sie als Philatelist auf diese Seite gestoßen sind und sich nun fragen, was ein wendländischer Rundling ist und wie man dort in den letzten 100 Jahren gelebt hat, schauen Sie hier nach
  Naulitz, Beseland oder Rehbeck

Weitere Informationen finden Sie auch unter
www.rundlingsverein.de
www.rundlingsdorf.de


Am Wegrand - Dünsche im August 2005

   

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